Geschäftsbericht 2023 - ÖBB-Infrastruktur AG
ÖBB-Infrastruktur Aktiengesellschaft Konzernlagebericht | Konzernabschluss 34 Digitalisierung Damit unsere Kund:innen auch in Zukunft die Vorteile der Digitalisierung nutzen können, erprobt die ÖBB-Infrastruktur AG schon jetzt zukunftsweisende Stellwerkstechnologien (cloudfähige Lösungen) und setzt im Bereich der Digitalisierung verstärkt auf Kooperationen mit Partnerbahnen (DACH). Smarte Feldelemente, die Auflösung von begrenzten Stellbereichen sowie hardwareunabhängigere Reinvestitionszyklen werden mittel- bis langfristig einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Life-Cycle-Kosten und geringeren Instandhaltungsaufwendungen leisten. Mit der Festlegung und Abnahme der Regionalbahnarchitektur 2026+ wurden im Zuge des Innovationsprogramms „Regionalbahntechnik“ die Weichen zur Attraktivierung von Regionalbahnen gestellt. Durch Bündelung innovativer Technologie für Regionalbahnen wird die Kapazität und Wirtschaftlichkeit dieser Strecken optimiert. Das Programm liefert dabei die Grundlagen für einen gesamthaften Sicherungstechnik- und Telematik-Ausrüstungsstandard auf Regionalbahnen. Die wesentlichen Einsparungspotenziale werden insbesondere durch die innovative Ausgestaltung von Eisenbahnkreuzungen, den Abbau von Systembrüchen (z. B. durch Einsatz von ETCS L2 Only), die Vereinfachung sicherungstechnischer Systeme sowie der Verwendung moderner Mobilfunksysteme erwartet. Das europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS Level 2 stellt die Basis jeglicher zukünftigen Automatisierung im sicherheitsrelevanten Bereich des Bahnverkehrs dar. Die ÖBB-Infrastruktur AG verfolgt das Ziel, ETCS Level 2 flächendeckend im starkbelasteten Streckennetz zu implementieren und so die in die Jahre gekommenen punktförmigen Zugbeeinflussungen (PZBs) sukzessive zu ersetzen. Diese Maßnahme trägt zu einer nachhaltigen Verbesserung der bestehenden Sicherheitsleistung bei. Die Modernisierung der Planung, Disposition und Abwicklung von AVZ-Leistungen (Leistungen für Anlagen, Verschub, Zugvorbereitung) wird als Prototyp im Projekt „PORTHOS” erprobt und anschließend umgesetzt. Dadurch werden Medienbrüche reduziert und regelmäßige, manuelle Tätigkeiten minimiert. Das Ziel besteht in der Realisierung einer hochgradig automatisierten Machbarkeitsprüfung und Disposition aller Verschubstandorte mittels standardisierter Schnittstellen. Ebenso werden durch eine neue, prozessoptimierte Softwareumsetzung fünf Altapplikationen abgelöst. Auch die Digitalisierung betrieblicher Prozesse im Bahnbetrieb wird durch hochgradig systemische Unterstützung und die Übermittlung von abfahrtsgenauen Fahrplänen und Zugpapieren via Datenschnittstellen zahlreiche manuelle Tätigkeiten und Medienbrüche reduzieren. Dies ermöglicht den Entfall von Papierausdrucken, eine präzisere Disposition, höhere Taktung sowie höhere betriebliche Sicherheit für Triebfahrzeugführer:innen, da zielgerichtete Informationen vorhanden sein werden. Um die zunehmende Anzahl an Zugfahrten disponieren zu können, wird eine automatisierte Konflikterkennung sowie -lösung stufenweise in die digitalen Traffic-Management-System-Module der ÖBB-Infrastruktur AG implementiert. Mit den Entwicklungen aus dem Projekt „AZL – adaptive Zuglenkung” werden die Konflikte am Schienennetz auf Basis von Echtzeitdaten und mittels intelligenter Algorithmen identifiziert. In einer stufenweise Umsetzung wird dann die automatisierte Lösung der Konflikte implementiert. Die Information des optimierten Betriebsablaufs wird über definierte Schnittstellen an die Triebfahrzeugführer:innen des jeweiligen Zuges als Fahrempfehlung weitergegeben. Durch diese intelligente Beeinflussung des Zugverkehrs kann die Effizienz weiter gesteigert werden, was sich positiv auf die Betriebsqualität und den Energiebedarf auswirkt. Im Zuge der Digitalisierung gewinnt auch die Datenerfassung und Datenanalyse von Sensoriken wie etwa von Zuglaufcheckpoints stark an Bedeutung, da diese zunehmend sowohl als Grundlage für predictive Maintenance- Anwendungen und weiteren Optimierungen hinsichtlich Kostenreduktion als auch zur Erhöhung der Sicherheit und Effizienz dienen. Durch digitalisierte Informationen und Lösungen in der ÖBB-Infrastruktur AG wie z. B. dem ÖBB Infra- InfoHub können Informationen auch mit anderen Verkehrsinfrastrukturbetreibern vernetzt werden und bilden so die Grundlage für ein multimodales Verkehrsmanagement. Als weiteres wichtiges strategisches Projekt arbeitet die ÖBB-Infrastruktur AG an einer zentralen digitalen Kund:innenplattform, um die EVU-Kund:innen umfassend besser servicieren zu können. Mit dieser Plattform werden die Kund:innenprozesse mit den operativen Abläufen in der ÖBB-Infrastruktur AG verbunden. Für die Digitalisierung des Geschäftsprozesses „Infrastruktur Managen” wurden die Projekte mit dem Ziel, einen transparenten und standardisierten Datenfluss, einen durchgehenden integrierten digitalen Prozess vom Planen über das Bauen bis zum Betreiben zu schaffen. Dabei werden die lokalen veralteten IT-Tools sowie Medien- und Systembrüche durch eine moderne integrierte IT-Lösung ersetzt. Fokus sind bei diesen Lösungen die durchgehenden Prozesse und der Nutzen für die jeweiligen Mitarbeiter:innen, damit diese zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und in der richtigen Form die richtigen Daten zur Verfügung haben, die sie für ihre Arbeit benötigen, um das Kerngeschäft effizient abzuwickeln. Mit der Digitalisierung von Prozessen wird außerdem die Automatisierung von Abläufen an den Terminals und die automatisierte Abrechnung von Energieverbrauch für EVUs vorbereitet.
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