railaxed - WINTER 2022

zu besichtigen. Weil man dann schon in Burgnähe ist – und die Füße vielleicht eine Pause brauchen – bietet es sich an, hier in eine der nostalgischen Straßenbahnlinien 41 oder 42 einzusteigen. Das ist die authentischere Art der Stadtrundfahrt, nicht so voll wie andere Rundstrecken, und man sieht wirklich viel. Die Nummer 41 ist eine Rundlinie, die ab der Remise (Vozovna Střešovice) über die Moldau zum historischen Stadtkern und wieder zurück fährt. Mit einem Tagesticket kann man die Linie 42 als Hop-on-Hop-off nutzen. Sie verbindet das Burgviertel Hradčany mit dem darunterliegenden Viertel Kleinseite (Malá Strana) und dem Wenzelsplatz (Václavské náměstí), fährt weiter in die Prager Neustadt (Pražské Nové Město), am Nationaltheater (Národní divadlo) vorbei und wieder zurück zur Einstiegshaltestelle Dlabačov. Genussvoller Ausklang So viel Sightseeing macht hungrig! Mein Geheimtipp ist der Manifesto Market Anděl, ein cooler Foodmarket, der etwas abseits des Touristenrummels liegt, aber mit der U-Bahn einfach zu erreichen ist. Es gibt verschiedenste Gerichte aus aller Welt, im Sommer kann man hier im Pool die Füße abkühlen, im Winter ist der Markt beheizt, in der Advent- und Weih- nachtszeit schön dekoriert und beleuchtet. Meine Tochter behauptet: Hier gibt es die besten Pommes der Welt! Wer es lieber traditionell mag, sollte zum Restaurant Hlávkův dvůr schauen. In einer Seitenstraße des Wenzelsplatzes wird traditionell tschechisch gekocht und es gibt Bier aus dem Tank – das noch besser ist als vom Fass. Ist man an einem Samstag in der Stadt, würde ich auf jeden Fall den ganzjährigen Náplavka-Bauernmarkt am Moldaukai empfehlen. Es ist nicht nur der älteste, sondern mit 90 Ständen auch der größte Bauernmarkt in Prag. Toll ist, das man dort nicht nur einkaufen, sondern auch essen kann – und das direkt an der Moldau mit Panoramablick auf die Burg und den Prager Eiffelturm, dem Petřín. Gemütlicher Stadtbummel So gestärkt kann es jetzt weitergehen! Mein nächster Tipp: Vyšehrad. Die ehemalige Festung mit mächtigen barocken Mauern liegt auf einem Hügel mit wunderschönem Rundblick auf die ganze Stadt. Daneben sind die sehenswerte Basilika St. Peter und Paul (Bazilika svatého Petra a Pavla) sowie das Leopoldstor, ein Weinberg und der kleine Ehrenfriedhof Slavín, der die Gräber der größten tschechischen Persönlichkeiten vereinigt. Wer schon einmal in dieser Ecke der Stadt ist, sollte sich unbedingt in diesem – etwas weniger touristischen – Viertel umsehen. Denn ein Spaziergang durch die Prager Neustadt mit Zwischenstopp auf dem Karlsplatz (Karlovo náměstí) ist es wert. Er ist einer der größten Plätze Europas und außerdem liegen hier das gotische Neu- städter Rathaus (Novoměstská radnice) und das Emmauskloster (Emauzské opatství). Das Gebäude mit einem historischen Kreuzgang samt Fresken hat moderne Türme – eine unglaubliche Kombination! Zum Abschluss dann noch was Süßes? Gern! Dann lockt ein Besuch in einem klassischen Kaffeehaus wie dem Café Louvre in der Nationalstraße (Národní třída). Mit einem Fensterplatz hat man das Geschehen vor dem Nationaltheater im Blick. Ist es hier zu voll, gibt es vis-à-vis das Café Platýz. Prags Umgebung Und wer jetzt dann doch genug hat vom Trubel der Großstadt, dem bieten sich Ausflugsziele rund um Prag an: die Burg Karlštejn, wo die Krönungsinsignien des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches aufbewahrt wurden, und das Schloss Konopiště, wo Franz Ferdinand von Öster- reich-Este mit seiner Familie gelebt hat. Für alle Eisenbahnfans würde ich eine Fahrt mit der Prager Semmeringbahn auf der Bahn- strecke Praha-Smíchov-Hostivice empfehlen. Sie führt bis an die Stadtgrenze über teils spektakuläre Viadukte durch den Naturpark Prokopské údolí – inklusive eines genialen Blicks zurück auf Prag. • ROMAN HRDINA Zur Person Der Direktor von Czech Tourism, der tschechi- schen Zentrale für Tourismus für Österreich und die Schweiz, lebte 15 Jahre lang in der tschechischen Hauptstadt. Der Deutsche mit tschechischen Wurzeln, seine Frau und seine beiden Kinder (5 und 8 Jahre) lieben Prag. Mary Poppins- Feeling: Skulptur „Slight Uncertainty“ von Michal Trpák. Ein Must-See bei jedem Pragbesuch: die geschichtsträchtige Karlsbrücke. Speisen aus aller Welt gibt es im ganzjährigen hippen Foodmarket Manifesto Anděl. Beim Bummel durch die Prager Neustadt zeigen sich unterwegs architektonische Schmankerl wie das Tanzende Haus (Tančící dům). Fotos: Leander Höfler (alle Stadtfotos), Czech Tourism (Porträt) 30 31 railaxed Winter 2022 Tagsüber fährt der Railjet von Graz über Wien nach Prag im Zwei-Stunden-Takt. Ab Linz gibt es vier tägliche Direktverbindungen nach Prag. Infos: oebb.at/tschechien Wer gerne länger bleiben möchte, kann bei ÖBB Rail Tours auch spezielle Urlaubs- packages inkl. Hotelauf- enthalt buchen. Infos: railtours.oebb.at Tipp

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