ÖBB Geschäftsbericht 2022

100 Konzernlagebericht Verstärkter inter- und intramodaler Wettbewerb Mit einem verstärkten inter- und intramodalen Wettbewerb – auch im Heimmarkt – muss gerechnet werden. „Europa wird nach Österreich kommen“. Neue Technologien wie auch neue gesetzliche Grundlagen verändern dabei den Markt grundlegend. Der integrierte ÖBB-Konzern verfügt über ein großes Potenzial, den Mobilitätsmarkt als System weiterzuentwickeln und gegen neue Player zu bestehen. Der Arbeitsmarkt stellt eine große Herausforderung dar Die Effekte des Generationenwechsels und der teilweise daraus folgende Mitarbeiter:innenmangel werden immer spürbarer. Berufsbilder ändern sich und dementsprechend die notwendigen Kompetenzen. Die Situation am Arbeitsmarkt wird sich weiter verschärfen. Vor allem der Fachkräftemangel stellt für das operative Geschäft eine große Herausforderung dar. Die Positionierung der ÖBB als attraktiver Arbeitgeber bleibt ein essenzieller Erfolgsfaktor. Ziel ist es, die richtigen Menschen anzuziehen und vor allem auch halten zu können. Personenverkehr: positive Entwicklung im Reiseverhalten der Kund:innen und der vermehrte Umstieg auf Bahnreisen Als klare Nummer 1 der Mobilitätsanbieter in Österreich stehen die ÖBB für Qualität aus Österreich. Die ÖBB sind mit ihren umfassenden Mobilitätsservices für alle Kund:innen die zentrale Säule im öffentlichen Verkehr Österreichs und agieren als starker Player in Europa: – Die ÖBB stellen die Kund:innen in den Mittelpunkt, unabhängig davon, ob die Leistungen lokal, regional, national oder international erbracht werden. – Die ÖBB sind ein zentraler Leitbetrieb, stärken den Wirtschaftsstandort Österreich und nehmen die Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung aktiv wahr. – Ökologie ist kein Schlagwort, sondern wesentliches Merkmal des Leistungsangebots. Die ÖBB tragen entscheidend zur Erreichung der Klimaschutzziele bei. – Als österreichischer Konzern auf internationalen Märkten sind die ÖBB ein nachgefragter Arbeitgeber im In- und Ausland. Wachstum und Fahrgäst:innentwicklung Die Rückgewinnung der Fahrgäst:innen nach der Pandemie und die Vorbereitung auf die Liberalisierung sind die zentralen Herausforderungen im Personenverkehr. Kund:innen entscheiden sich verstärkt aufgrund der angebotenen Services für eine Mobilitätsform. Um die Qualität und entsprechende Serviceangebote weiterzuentwickeln, setzen die ÖBB auf die Modernisierung der bestehenden Flotten sowie verstärkt auf die Entwicklung digitaler Serviceleistungen. Weitere Ausweitungen des Fahrplans im Nah- und Fernverkehr sind die notwendige Antwort auf die steigende Nachfrage nach öffentlich zugänglicher Mobilität sowie auf die zunehmende Wettbewerbsintensität und werden dementsprechend umgesetzt. Prognosen im letzten Jahr gingen noch davon aus, dass die Fahrgäst:innenzahlen erst nach mehreren Jahren das Niveau vor der Pandemie erreichen würden. Hingegen entwickelte sich die Nachfrage bereits im Jahr 2022 überraschend schnell in Richtung Normalität. Das Hochlaufen im Nahverkehr verlief etwas langsamer, hingegen konnten im Fernverkehr sogar neue Fahrgäst:innenrekorde erzielt werden. Diese positive Entwicklung ist unter anderem auf das im Oktober 2021 eingeführte KlimaTicket Österreich zurückzuführen. Das Ticket übertraf die Erwartungen. Mit Stand Oktober 2022 konnten mehr als 200.000 Käufer:innen gezählt werden. Insbesondere in Anbetracht der Teuerungswelle ist das KlimaTicket Österreich eine stabile, leistbare und zugängliche Lösung für österreichweite, öffentliche Mobilität. Die Rahmenbedingungen am Markt – Anspruch für mehr Nachhaltigkeit, ein hoher Dieselpreis … – führen zu einem vermehrten Umstieg auf Bahnreisen und auf nachhaltige Mobilitätslösungen. Es wird auch weiterhin – trotz multipler Krisen – von einem stabilen und vollständigen Leistungsangebot (ohne weitere COVID-19-Beschränkungen) ausgegangen. Auch Rezessionsszenarien und davon bedingte Leistungsrücknahmen werden nicht erwartet. Wirtschaftlichkeit und Inflation Gleichzeitig sehen sich die ÖBB mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert. Der stärkste Anstieg der Inflation seit rd. 40 Jahren und die damit verbundenen Indexierungen wirken sich auf alle Bereiche spürbar aus. Extreme Preissteigerungen bei Diesel und Energie belasten die entsprechenden Kostenpositionen. Auch die Personalvalorisierung führt zu einem deutlichen Anstieg im Personalaufwand. Ebenso sind die Preise der geplanten und bestellten Neufahrzeuge von den Preissteigerungen durch die Materialpreisindexierung betroffen. Dabei führen die Zinsanpassungen am Markt zu geänderten Konditionen bei der Aufnahme von Fremdfinanzierungen und zu höheren Zinsbelastungen. Zur Aufrechterhaltung und Stärkung der Wirtschaftlichkeit richten die ÖBB den Fokus auf Maßnahmen zur Optimierung von Kostenstrukturen sowie zur Verschlankung und Digitalisierung von Prozessen. Darüber hinaus wird die Effizienz des Ressourceneinsatzes kontinuierlich gesteigert. Projekte werden durch das Ausrollen von agilem Arbeiten zielgerichteter sowie zeitsparender umgesetzt. | LB41

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