ÖBB Geschäftsbericht 2022
166 Konzernlagebericht Die vier Sicherheitsbereiche werden um die Querschnittsmaterie der Sicherheitskultur ergänzt. Der zentrale Baustein für die Sicherheitskultur ist der Unternehmenswert „Sicherheit leben“ mit seinen drei Verhaltensstandards und neun Schlüsselelementen. Der Unternehmenswert zielt auf den Faktor Mensch ab und unterstützt die Weiterentwicklung einer positiven Sicherheitskultur. Eine positive Sicherheitskultur wird in der ÖBB als Teil einer weiter gefassten Unternehmenskultur verstanden. Sie baut auf Werten und Verhaltensstandards auf. Sie ist durch Bewusstsein, Einstellungen und Überzeugungen geprägt und wird durch Handlungen und Entscheidungen sichtbar. Für die Weiterentwicklung der Sicherheitskultur im ÖBB-Konzern stehen eine Reihe von grundlegenden Sicherheitswerkzeugen (Tools & Methoden) zur Verfügung. Diese Sicherheitswerkzeuge helfen Führungskräften und Mitarbeiter:innen ein nachhaltiges Sicherheitsbewusstsein und -verhalten zu entwickeln. Eines der Sicherheitswerkzeuge hierfür ist das vertrauliche Meldewesen. Das vertrauliche Meldewesen ermöglicht Mitarbeiter:innen sowie in weiterer Folge den verantwortlichen Führungskräften unsichere Handlungen und Situationen auch vertraulich zu melden. Damit kann – falls erforderlich – auch ohne Konfrontation mit den Beteiligten auf den Verbesserungsbedarf einer Situation hingewiesen werden. GRI 2-25 Im ÖBB-Konzern kommt kein konzernweites Sicherheits-Managementsystem zur Anwendung, jedoch wird in den Tochtergesellschaften eine Zertifizierung nach ISO 45001 durchgeführt. Von diesem Managementsystem sind über 90% der Mitarbeiter:innen (exkl. Leasing) im ÖBB-Konzern abgedeckt. GRI 403-1 Ambitionierte Sicherheitsziele Übergeordnetes Ziel des ÖBB-Konzerns ist es, nachhaltig zu den Top 5 der sichersten Bahnen in Europa zu gehören. Damit dies gelingt, werden ambitionierte strategische Sicherheitsziele für den Konzern definiert, die im Jahr 2023 bis zum Zieljahr 2030 erweitert werden. So sollen in den nächsten Jahren die wesentlichen Sicherheitskennzahlen (beispielsweise bei Zugunfällen, Verschubunfällen, Arbeitsunfällen) noch weiter verbessert werden. Mit der Schärfung der Sicherheitsstrategie, der Stärkung der konzernübergreifenden Zusammenarbeit sowie der Ambition, die Sicherheitskultur positiv weiterzuentwickeln, wurden die Weichen zur Erreichung der mittelfristigen Sicherheitsziele gestellt. GRI 403-1, 2 Ziele im Bereich Sicherheit – Arbeitssicherheit: Im Bereich der Arbeitssicherheit will die ÖBB in den nächsten Jahren eine Reduktion der Arbeitsunfälle erreichen. – Betriebliche Sicherheit: In der betrieblichen Sicherheit wird bei den wesentlichen Kennzahlen Zugzusammenstöße, Zugentgleisungen, Signalüberfahrungen sowie bei den Verschubzusammenstößen und Verschubentgleisungen eine Reduktion angestrebt. – Öffentliche Sicherheit: Bei der öffentlichen Sicherheit wird eine Reduktion bei den „Übergriffen auf Mitarbeiter:innen mit Verletzung“ angestrebt. – Informationssicherheit: Die Informationssicherheit hat es sich zum Ziel gesetzt, den Reifegrad in der Informationssicherheit so weit zu erhöhen, dass die ÖBB sich auch zukünftig im guten europäischen Mittelfeld befinden. Fazit und Highlights 2022 Betriebliche Sicherheit Der konzernweite betriebliche Sicherheitsindex BSX zeigte im Jahr 2022 einen leichten Anstieg gegenüber 2021, war aber weiterhin besser als der Zielanspruch. Die leichte Verschlechterung ist unter anderem auf eine Zunahme bei Signalüberfahrungen sowie bei Zugzusammenstößen (+2, 2022: 3 / 2021: 1) und Zugentgleisungen (+1, 2022: 9 / 2021: 8) zurückzuführen. Sowohl die Zugzusammenstöße als auch die Zugentgleisungen lagen im Bereich des maßgebenden Fünf- Jahres-Schnittes. Eine positive Entwicklung zeigte sich im Bereich der Personenschäden im Zug bzw. Betriebsablauf. Die Anzahl der Personenschäden lag weiterhin auf einem positiven, sehr niedrigen Niveau (-6, 2022: 14 / 2022: 20) und somit deutlich unter dem maßgeblichen Fünf-Jahres-Schnitt. Das Ereignis „Signalüberfahrungen“ (Zugfahrt) als Vorläufer für Zugzusammenstöße bleibt weiterhin ein zentrales Thema bei den ÖBB Konzerngesellschaften. Es wird durch geeignete Maßnahmen im laufenden Sicherheitsprogramm konsequent und prioritär behandelt. Ziel ist eine signifikante Reduktion von „Signalüberfahrungen“. So wurde beispielsweise in die Weiterentwicklung der Warn-App investiert. Die App unterstützt die Triebfahrzeugführer:innen in kognitiv herausfordernden Situationen beim Anfahren gegen ein Halt zeigendes Signal. In Zukunft sollen Triebfahrzeugführer:innen auch während der Fahrt beim Heranfahren an ein Halt zeigendes Signal gewarnt werden. Durch dieses Unterstützungssystem sollen Signalüberfahrungen und damit auch Zugzusammenstöße verhindert werden. GRI 403-7 | LB107
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