ÖBB Geschäftsbericht 2022

74 Konzernlagebericht Entwicklung der Gütertransportleistung auf Straße und Schiene in Österreich Bahngüterverkehr (Änderung zum Vorjahr in %) Straßengüterverkehr (Änderung zum Vorjahr in %) | LB15 Entwicklung der Gütertransportleistung auf Straße und Schiene in Österreich * Vorläufige Schätzung. Quelle: Statistik Austria, ASFINAG, eigene Berechnungen. Zudem kam es 2022 nach einer langen Phase der Stagnation erstmals zu einem deutlichen Anstieg der Straßentransportpreise, wenngleich in weit geringerem Ausmaß als auf Basis der Treibstoffpreisentwicklung erwartbar. So waren in Österreich die Kosten je Liter Diesel im Jahresdurchschnitt 2022 um fast 50% höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. 42 Trotz leichter Entspannung im vierten Quartal ist eine Rückkehr des Dieselpreises auf das Vorkriegsniveau aktuell noch nicht in Sicht. Auch der Schienengüterverkehr hatte im Jahr 2022 mit den Umfeldentwicklungen zu kämpfen. Bereits vor Ausbruch des Ukrainekrieges warnte die Branche vor den potenziellen Auswirkungen der drastisch gestiegenen Energiepreise auf die Bahnstrompreise. Österreich war davon zwar noch nicht direkt betroffen. Hier konnten die Preise über den hohen Eigenproduktionsanteil des heimischen Infrastrukturanbieters sowie mittelfristig gedeckelte Verträge vorerst stabil gehalten werden. Im EU-Schnitt haben sich die Bahnstrompreise im Vergleich zum Jahr 2021 jedoch zumindest verdreifacht. Allerdings hat sich in Staaten, in denen Bahnstrom hauptsächlich oder ausschließlich über Spotmärkte bezogen wird, der Preis verzehnfacht – beispielsweise in Ungarn. 43 Damit könnte diese Entwicklung zu einem nachhaltigen Wettbewerbsnachteil für die Schiene werden und wirft ein Schlaglicht auf die Inhomogenität des europäischen Bahnstrommarktes. 44 Während sich vor dem Hintergrund des sinkenden Ölpreises bei den Treibstoffpreisen zum Jahresende 2022 hin eine leichte Entspannung abzeichnete, blieb die Situation auf den Strommärkten weiter angespannt. Aufgrund der anhaltend hohen Strompreise ist auch auf dem heimischen Bahnstrommarkt mit deutlichen Anpassungen nach oben zu rechnen, da nun auch die ÖBB Infrastruktur als wichtigster Anbieter trotz vorausschauender Einkaufsstrategie nunmehr zu deutlich gestiegenen Marktpreisen nachbeschaffen muss. Die Bahnen, so auch die RCG, waren gezwungen, unterjährig teilweise massive Kostensteigerungen an die Kund:innen weiterzugeben, vor allem für Transportabschnitte Richtung Osteuropa. Ebenso kam es in einigen Netzen – vornehmlich in Osteuropa – zu einer Rückkehr zur Dieseltraktion im Güterverkehr bzw. Rückverlagerung von Verkehren auf die Straße. 45 Zudem wurden auf europäischer Ebene entsprechende Abfederungsmaßnahmen diskutiert. Diese sind jedoch für große Bahnen aufgrund ihrer Spezifikation nicht anwendbar. Es ist auch zu berücksichtigen, dass entsprechende Regelwerke zur Abfederung der COVID-19-Folgen wie die Verordnung 2020 / RIS142029 zur Aussetzung bzw. Reduktion von Trassenpreisen in den EU-Staaten mit Jahreswechsel 2022 ausgelaufen sind. 42 BMK. 43 CER. 44 Handelsblatt, Railfreight.com. 45 Railfreight.com.

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