Upgrade Magazin
18 Bauarbeiten schnell, schlau, stressfrei – ist das möglich? Programm und Maßnahmen „Ein Erfolg ist, wenn alle Arbeiten reibungslos verlaufen“ Sie sind zwei der vielen Beteiligten, die das S-Bahn Wien Upgrade an der Stammstrecke umsetzen: Baumanagerin Yolanda Usart-Sanchez und Projektleiter Thomas Schöfmann. Im Interview erklären die beiden, wie dieses Großprojekt abgewickelt wird. Sie arbeiten an einer schnellen, schlauen und stressfreien Wiener S-Bahn für die Zukunft. Was unternehmen Sie, damit der Bau gut abläuft? Yolanda Usart-Sanchez: Unser Ziel ist, die Unannehmlichkeiten für Anrainer:innen, Verkehrsteilnehmende und Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Die Arbeiten in den Gleisbereichen wurden mit anderen geplanten Sperren abgestimmt, dadurch können wir sie effizient und schnell abwi- ckeln. Damit unsere Fahrgäste weiterhin zu den Bahnsteigen gelangen, planen wir pro- visorische Umgehungslösungen. Lärminten- sive Tätigkeiten sowie Nachtarbeiten kündi- gen wir den Anrainer:innen rechtzeitig an. Was ist das Besondere und Spannende an diesem Projekt? Thomas Schöfmann: Ein Projekt dieser Dimension in Wien ist einzigartig. Das bringt eine große Verantwortung mit sich – nicht nur für unsere Bahnkund:innen, sondern auch für die Bürger:innen der Stadt. Sie sind von Sperren, Umleitungen oder Ge- staltungsmaßnahmen unmittelbar betrof- fen. Außerdem gibt es sehr viele beteiligte Projektpartner:innen sowie unterschiedlichs- te Interessen, die zu berücksichtigen sind. Da muss man auch zwischen Bedürfnissen abwägen und Kompromisse finden. Konkret geht es etwa um die Aufteilung von Flächen für Grünräume, Radwege, Fahrbahnen für Autos und Parkplätze. Bei all dem müssen und wollen wir viele Stakeholder einbinden. Unser professionelles Projektmanagement sorgt dafür, dass dies auch gelingt. Gibt es Herausforderungen, die Ihnen besonders Kopfzerbrechen bereiten? Schöfmann: Die größte Herausforderung sind sicher die Arbeiten unter laufendem Bahnbetrieb, noch dazu vielfach in stark bebauten Gebieten und sensiblen Wohnbe- reichen. Wir haben einen langen Strecken- bereich gleichzeitig in Bearbeitung. Dazu kommen die dichten Bauzeiten durch die Einhaltung der Streckensperren. Einige Baustellen für das S-Bahn Up- grade Wien befinden sich in der Stadt selbst, andere in ländlicheren Regionen in Niederösterreich. Was gibt es hier für Unterschiede? Usart-Sanchez: Für jede große Baustelle benötigen wir Baustelleneinrichtungsflä- chen – zum Beispiel für Baucontainer oder die Lagerung von Materialien. In urbanen Bereichen wie in Wien sind die freien Flä- chen dafür knapp. Das erfordert eine sehr gut vorausgeplante Baulogistik sowie kluge Transportkonzepte, die im Vorfeld mit den Behörden abgestimmt werden. Im ländlichen Raum werden zum Beispiel landwirtschaftliche Flächen temporär für Baumaßnahmen genutzt. Hier müssen wir penibel darauf achten, dass wir sie in einem genauso guten Zustand wie am Beginn wie- der an die Eigentümer:innen zurückgeben. Auch der Verkehr muss oft über weitere Strecken umgeleitet werden – vermeintlich kurze Wege durch die Baustellen sind ein- fach zu gefährlich. Hier braucht es viel Ver- ständnis seitens der Anrainer:innen, die wir rechtzeitig informieren. Und wie sieht es mit dem Naturschutz aus? Usart-Sanchez: Dieses Thema spielt überall eine große Rolle, egal, ob in einer urbanen Umgebung oder in ländlichen Regionen. Bei jedem großen Bauprojekt wird der Bestand an Flora und Fauna von Biolog:innen und Fachexpert:innen aufgenommen und bewer- tet. Ökologische Schutzmaßnahmen werden festgelegt und kontrolliert – vorab ebenso wie während und nach den Bauarbeiten. Worauf freuen Sie sich, sobald Sie das fertige Projekt den ÖBB-Kund:innen präsentieren können? Schöfmann: Für uns ist es ein schöner Erfolg, wenn wir bis dahin alle Sperrzeiten einhalten können und die Bauarbeiten unfallfrei blei- ben. Und wir freuen uns, wenn wir am Ende des Tages in die zufriedenen, stressfreien Ge- sichter der Bahnkund:innen schauen können! 19 DI Yolanda Usart-Sanchez ist seit 2017 Baumanagerin in der ÖBB-Infrastruktur in der Projektleitung Wien-Süd und steuert jene Aktivitäten, die mit der unmittelbaren Bauum- setzung zusammenhängen. DI Thomas Schöfmann ist seit Juli 2020 Projektleiter bei der ÖBB-Infrastruktur AG. Im Rahmen des S-Bahn Wien Upgrade ist er für das professionelle Projektmanagement im Bereich Wien-Süd zuständig. „Die größte Herausforderung sind die Arbeiten unter laufendem Bahnbetrieb, vielfach in stark bebauten Gebieten und sensiblen Wohnbereichen.“ Thomas Schöfmann Stammstrecken-Projektleiter „Unser Ziel ist, die Unannehmlichkeiten für Anrainer:innen, Verkehrsteilnehmende und Fahrgäste so gering wie möglich zu halten.“ Yolanda Usart-Sanchez , Baumanagerin © ÖBB/Andreas Scheiblecker
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